Auf einem harten Weg zum Ironman auf Hawaii
Aufgeben, das würde Silas Köhn am meisten wehtun. Anfang 2017 brach sich der Triathlet sein Schlüsselbein. Aber so eine Verletzung sei ganz normal, sagt er, der 24-Jährige kalkuliert ein bis zwei Stürzen pro Jahr ein. „Ich mache 10.000 Kilometer pro Jahr auf dem Fahrrad, da reicht es, einen Moment kurz unaufmerksam zu sein.“
Die Verletzungsgefahr hält ihn allerdings nicht von seinem großen Ziel ab: dem Ironman auf Hawaii. Dieser Wettbewerb, der bedeutendste Ironman und Triathlon weltweit, ist hart: 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen. Das heißt, Silas schwimmt erst 3,8 Kilometer, fährt 180 Kilometer Fahrrad, um dann noch einen Marathon zu laufen. Diese Distanz überhaupt zu schaffen, wäre für die meisten Menschen kaum möglich. Um sich für die Weltmeisterschaft zu qualifizieren, benötigt ein Sportler vor allem zwei Dinge: Ehrgeiz und Ausdauer.
Davon besitzt der Maschinenbaustudent, der ursprünglich aus Mielkendorf bei Molfsee kommt, genug. Alles begann mit einem Schwimmwettbewerb, als Silas sechs Jahre alt war. Danach nahm alles seinen Lauf: Bei Schwimmen nahm er in den Disziplinen Kurz- und Langbahn (25 und 50 Meter) an den deutschen Meisterschaften teil. 2015 folgte die deutsche Meisterschaft über 10 Kilometer Freiwasser, ein Wettschwimmen im offenen Gewässer. Nach diesen Wettbewerben war für den Leistungssportler im Rahmen seiner limitierten Trainingsmöglichkeiten in Kiel alles erreicht. Er suchte nach einer neuen Herausforderung.
„Ich habe 2015 aus Spaß am Kiel Triathlon teilgenommen und 2016 vier weitere Triathlons bestritten. Ich wollte mehr erreichen, brauchte ein neues sportliches Ziel. Deshalb entschloss ich mich, 2017 an einem Ironman teilzunehmen.“ Silas suchte sich einen Trainer, den er selbst bezahlte und fing an, elf Mal die Woche zu trainieren. Schwimmen blieb dabei seine Paradedisziplin.
Mittlerweile wiegt der 1,96 Meter große Sportler gerade mal 83 Kilo. Er trainiert 20 Stunden die Woche. Mit allem „Drumherum“ schätzt er seinen wöchentlichen Zeitaufwand auf 35 bis 40 Stunden. Nebenbei arbeitet er einen Tag die Woche und studiert Vollzeit im Master Maschinenbau. „Ich kann eben nicht mal kurz in den Schrevenpark zum Grillen gehen. Die Zeit, die ich für meine Freunde und Familie einräume, ist begrenzt, aber die verstehen das. Aus ihrer Unterstützung und ihrem Verständnis ziehe ich viel Kraft“, sagt Silas.
Beim Ironman in Wales kam Silas im September 2017 als erster seiner Altersklasse ins Ziel, damit qualifizierte er sich direkt für die Weltmeisterschaft am 13. Oktober 2018 auf Hawaii. „In Wales war ich bis kurz vorm Ziel Zweiter in meiner Altersklasse, als ich gehört habe, dass der erste Platz zum Greifen nahe ist, hat mich das ungemein gepusht“, so der Extremsportler. „Vieles wird dabei auch durch den Kopf entschieden“, erklärt er. „Natürlich sind manche Trainingstage hart und ich frage mich oft, wozu ich den Scheiß gerade mache, aber Aufgeben wäre einfach viel, viel schlimmer.“
Mehr Informationen zu Silas Köhn findet ihr auf: www.silas-koehn.de.
Als Ironman werden Triathlon-Wettkämpfe bezeichnet, deren Rechte die World Triathlon Corporation (WTC) als Tochterunternehmen der chinesischen Wanda Group innehat. Die Wanda Group ist ein börsennotiertes Unternehmen, das in den Bereichen Luxushotels, Immobilien und Unterhaltung tätig ist. Meisten wird der Begriff „Ironman“ verallgemeinernd für die Distanz 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen verwendet. Um an dem sogenannten „Ironman World Championship“ auf Hawaii teilzunehmen, müssen die Triathleten vorher Punkte sammeln. Dazu müssen sie mindestens einen Ironman und insgesamt maximal fünf Qualifikationsrennen bestreiten.