Muttertag von Nele Neuhaus

Ein Psychopath führt jahrelang einen persönlichen Rachefeldzug gegen Frauen. Sein Motiv ist zunächst unklar. Für die Kriminalhauptkommissare Pia Sander und Oliver von Bodenstein ist es der neunte Fall.

Anfangs wird lediglich die Leiche des 84-jährigen Theodor Reifenraths in seinem Haus in Königsstein gefunden. Traurigerweise scheint ihn niemand vermisst zu haben. Da die Todesursache unklar ist und Geld im Tresor fehlt, wird das Gelände näher untersucht. Die Ermittler machen eine grausame Entdeckung: Reifenraths Hund liegt fast verhungert im Zwinger – neben ihm Menschenknochen.

Bei den Überresten handelt es sich um die Leichen von drei Frauen, die der Mörder erst eingefroren und dann in Folie gewickelt ertränkt hat. Sie alle verschwanden an einem Sonntag im Mai. Nach und nach tauchen weitere Fälle von toten Frauen auf, die die Handschrift des Taunus-Rippers tragen. Der Fall scheint gelöst: Die Leichen sind schnell identifiziert und Theodor Reifenrath ist der Mörder. Doch Kriminalkommissarin Pia Sander zweifelt, da Reifenrath, um den letzten Mord durchzuführen, ihrer Meinung nach zu alt gewesen sein muss. Sanders Verdacht fällt auf Reifenraths leiblichen Enkelsohn Frithjof Reifenrath, seine ehemaligen Pflegekinder sowie den befreundeten Tierarzt und Erben Raik Gehrmann. Nach Außen schienen das Ehepaar Rita und Theodor Reifenrath aufopferungsvolle Pflegeeltern zu sein, doch der Schein trügt. Rita Reifenrath misshandelte die Pflegekinder, indem sie sie in eine Gefriertruhe sperrte oder ihren Kopf unter Wasser drückte – wie der Täter. Rita selbst wird seit Jahren vermisst – sie verschwand ebenfalls im Mai. Es ist April. Die Zeit für die Ermittler drängt, denn der Mörder hat schon sein nächstes Opfer im Visier.

Mit Muttertag beweist Nele Neuhaus, dass sie nicht umsonst eine der erfolgreichsten Krimiautorinnen Deutschlands ist. Besonders authentisch wirkt der Roman durch zahlreiche detaillierte Informationen. So geht es in dem Kriminalroman beispielsweise um Profiling, eine Ermittlungsmethode, bei der ein Gesamtbild der Persönlichkeit des Täters erstellt wird oder um komplizierte gerichtsmedizinische Abläufe. Muttertag ist vielschichtig und spannend, von der ersten bis zur letzten Seite. Stetig wechseln Zeit, Ort und Erzählperspektive. Dadurch ergibt sich ein undurchsichtiger Plot über 556 Seiten, der immer neue Blickwinkel und Aspekte aufzeigt. Auch wenn eine traumatische Kindheit niemandem das Recht gibt zum Serienmörder zu werden, stellt sich der/die Leser*in die Frage, was passiert wäre, wenn das Leben des Täters einen anderen Verlauf genommen hätte, was passiert wäre, wenn verschiedene Menschen zu verschiedenen Zeitpunkten sich getraut hätten, die Wahrheit auszusprechen, was passiert wäre, wenn jemand Verantwortung übernommen hätte.

Fazit: 1 von 5 Sternen 2 von 5 Sternen 3 von 5 Sternen 4 von 5 Sternen 5 von 5 Sternen

Ein Muss für jeden Krimi-Liebhaber.