Eine junge Frau sitzt auf grünem Rasen. Auf ihren verschränkten Beinen hat sie ein offenes Buch und ein Notizheft abgelegt. In das Buch schreibt sie mit einem Kugelschreiber. Die Frau hat braune Haare und trägt ein sommerliches Shirt sowie eine kurze Hose. Wir sehen ihr schräg über die Schulter.

Die Ertrunkenen von Jaakko Melentjeff

Drei Länder, drei Ertrunkene mit jeweils drei Papieren, die ihnen nicht gehören. Wer sind die Opfer? Wer hat sie getötet? Und was verbindet sie miteinander?

Ein Fall von drei unbekannten Toten erregt Aufsehen in Skandinavien: Paula Korhonen, Magnus Thor und Annmari Akselsson ermitteln in Finnland, Island und Schweden, um zu verstehen, was die Ertrunkenen zusammenführt.

Als sich ein möglicher Zusammenhang zwischen den Opfern ergibt, schaltet sich die NORDSA ein – die operative Einheit der skandinavischen Polizeibehörden koordiniert grenzüberschreitende Ermittlungen bei grausamen Verbrechen. Der Finne Kalle Nordin, der mit seinem Pagenschnitt aussieht, wie frisch aus einem Streichorchester entschlüpft, vermittelt zwischen der NORDSA und den Kriminalisten – sehr zum Leid von Paula und Annmari, denen Kalle von Beginn an unsympathisch ist.

In dem Fall um die drei Wasserleichen passiert lange nichts. Dafür blüht das Privatleben der Kommissare auf. Der Fall scheint in den Hintergrund zu rücken. Paula Korhonen verfolgt eine Diät, kümmert sich um ihre pflegebedürftigen Eltern, hat Stress mit ihrer Chefin Kati Laine, sucht auf einem Dating-Portal nach der großen Liebe und checkt das Strafregister der Dating-Partner vor jedem Treffen. Am Ende hat sie deshalb ein internes Vergehen wegen Datenmissbrauch am Hals, aber der Mitarbeiter Olavi Jääskeläinen, der den Fall untersucht, wird Paulas neue Liebe. Magnus Thor hat mit seiner Rolle als alleinerziehender Vater zu kämpfen, ist hoffnungslos in die Gerichtsmedizinerin Gudlaug verliebt, fängt deshalb Streit mit einem seiner Untergebenen an, der in einem Konflikt mit seinem Vorgesetzten und einer Fast-Suspendierung von Magnus mündet. Annmari ärgert sich über ihren Exfreund und Noch-Mitbewohner Anton und seine Hündin Rihanna. Täglich beobachtet sie die beiden durch eine Kamera in ihrer Wohnung, bis sie Anton schließlich rausschmeißt. Zusätzlich deckt Annmari ein Geheimnis um ihre verstorbene Mutter auf – und hat ebenfalls Stress mit einem ihrer Vorgesetzten. Der unsympathische Kalle Nordin hat ausnahmsweise keine Probleme mit seinen Vorgesetzten. Jedoch bleibt auch er von privaten Schwierigkeiten nicht verschont.

Und dann sind da plötzlich noch die beiden jungen Afghanen Farah und Haris. Deren Handlung unabhängig vom Fall läuft. Wie ihre Geschichte mit den Toten zusammenhängt, bleibt lange unklar. Die Zwillinge sind nach Prag gereist, weil sie einen Mann suchen. Der „Dreifingrige“, wie sie ihn nennen, ist in kriminelle Machenschaften verstrickt. Farah und Haris wollen Gerechtigkeit. So beginnen sie in mühsamer Kleinstarbeit, sich Zutritt zu seiner Villa zu verschaffen und den Mann auszuspionieren, um sein Geheimnis aufzudecken.

Ach, und irgendwie ging es ja um die drei Wasserleichen... oder? Das Fazit: Etwas weniger Privatleben der Ermittler, dafür mehr Tiefgang im Fall wären wünschenswert gewesen.

Deutsche Leser*innen, die mit Eigenheiten des Schweizerdeutsch nicht bekannt sind, werden mit der Übersetzung aus dem Finnischen ihre Schwierigkeiten haben: Statt Verhör heißt es hier beispielsweise „Einvernahme“, anfällig wird zu „allfällig“. Wer sich jetzt noch durch das dauerhafte Duzen der Charaktere verwirren lässt, dem sei versichert, dass das in Skandinavien an der Tagesordnung steht und reine Gewöhnungssache ist.

Fazit: 1 von 5 Sternen 2 von 5 Sternen 3 von 5 Sternen 1 2

Die Ertrunken ist als Erstlingswerk des Finnen Jaakko Melentjeff trotz der Kritikpunkte ein spannender Kriminalroman, der bis zur letzten Seite undurchschaubar bleibt. Fans von der Millennium-Trilogie von Stieg Larsson werden an dem Roman sicherlich ihren Spaß haben.