Rechts im Bild befindet sich ein junger Mann mit grauem T-Shirt, der eine Kamera um die Schulter trägt. Er hat ein Mikrofon in der Hand und hält es einer jungen Frau mit langen braunen Haaren hin, die ein schwarzes Top trägt. Es handelt sich um eine Interview-Situation. Im Hintergrund befinden sich Bäume und dahinter Gebäudefassaden. Die Personen sitzen auf einer Treppenstufe aus Stein.

Der rote Faden ist das blaue Element

Solvej Krüger in ihrer Galerie

Das Meer gibt die Kunst

Strandgut in Kunst verwandeln, das ist die Leidenschaft von Solvej Krüger. Als ich sie treffe, baut sie gerade ihre neue Ausstellung in einem alten Busbahnhofsgebäude in Heide (Holstein) auf. Die gebürtige Berlinerin ist 2007 nach Nordfriesland gezogen und hat ihrer früheren Heimat "Lebe wohl" gesagt. Warum, frage ich sie.

„Berlin hat viel zu bieten, manchmal auch zu viel. Als Künstlerin ist es für mich wichtig, mich auf bestimmte Ideen zu fokussieren und die ländliche Region ermöglicht mir gerade das“, erzählt mir Solvej. Hier könne sie auf aktuelle Themen sofort reagieren und auch die Nähe zum Wasser ermögliche es ihr, ihre Kunst schneller umzusetzen. Der rote Faden ihrer Ausstellung
„Kabinett der Koexistenzen" steht ganz im Zeichen des blauen Elementes.

„Wasser unterliegt von jeher einem Zauber und grenzenloser Faszination. Ein Garant fürs Leben, aber auch verbunden mit dem Tod“, so die Künstlerin. In ihrer Ausstellung mit dem Dreiklang „klangvoll", „kritisch" und „kurios", ist neben Schwarz-Weiß-Fotografien auch sogenannte Taschenkunst zu sehen. Entstanden ist diese Kunst aus Sammelkarten, wie sie zum Beispiel die Firma Liebig ihren Produkten beifügte. Die laminierten Kärtchen werden allerdings nicht von einem Hersteller gedruckt, sondern von den Tauschenden selbst hergestellt.

„Taschenkunst sind kleine Kunstwerke in Kreditkartenformat“, erklärt sie mir, während sie ein Transparent für diesen Bereich der Ausstellung anbringt. Durch diese Form möchte sie Kunst in den Alltag der Menschen bringen. Kunst in diesem Format könne überall mit hingenommen werden und so jeden Menschen erreichen. Solvej verarbeitet soziale wie auch politische Themen in ihrer Kunst. Einmal im Jahr organisiert sie eine Taschenkunstausstellung auf Gut Hoyerswort zwischen St. Peter-Ording und Husum. Künstler aus Norddeutschland und Dänemark kommen dann zusammen und präsentieren die kleinen Unikate. Jede Karte hat immer einen Festpreis von 10 Euro. So entscheidet im Endeffekt immer die Qualität beziehungsweise der künstlerische Mehrwert über den Erfolg der Künstler. Es würden zwar viele diese Kunst sammeln, aber tauschen, wie zum Beispiel bei Briefmarken, sei eher unüblich. „Ich habe einmal eine Karte gegen eine CD getauscht. Die Musik des Musikers hat mir gut gefallen, da haben wir getauscht“, erzählt sie mir freudestrahlend.

Zu Groß für die Hosentasche ist Solvej Krügers Kunst aus Strandgut. „Fragmentagen", nennt sie die Fundstücke diverser Strandabschnitte der Westküste Schleswig-Holsteins und Dänemarks. Egal ob menschlichen oder natürlichen Ursprungs, alles was das Meer an Land spült, kann sie inspirieren. So entstehen ganz einzigartige Kunstwerke, die ebenso die Möglichkeit lassen, neu zusammengesetzt zu werden, um einem Wandel offen gegenüberstehen zu können.

Der ehemalige Imbiss und Aufenthaltsraum ist durch die Sonne aufgeheizt. Solvej scheint das nicht zu stören, sie brennt für ihre Kunst und kann die Hitze an diesem heißen Tag ausblenden. Ich beneide sie dafür, aber auch ich ertappe mich dabei, wie meine Gedanken über die schwüle Hitze verschwinden und immer wieder bei der Taschenkunst aus dem Meer landen.