Eine junge Frau sitzt auf grünem Rasen. Auf ihren verschränkten Beinen hat sie ein offenes Buch und ein Notizheft abgelegt. In das Buch schreibt sie mit einem Kugelschreiber. Die Frau hat braune Haare und trägt ein sommerliches Shirt sowie eine kurze Hose. Wir sehen ihr schräg über die Schulter.

Schwarzes Watt von Hendrik Berg

Ein Nordsee-Krimi

Ein zwei Jahrzehnte alter Mord und ein Ermittlerduo, das sich in Husum auf die Spuren einer grausamen Geschichte begibt: Hält der Nordsee-Krimi Schwarzes Watt von Hendrik Berg, was er verspricht?

Im Jahre 1997 wurde Nelly Maurer brutal am Hamburger Hafen ermordet. Ihre Schwester Ina, damals Zeugin des Verbrechens, lässt diese Geschichte auch 20 Jahre später keine Ruhe. In einem Familienurlaub in Sankt Peter-Ording erkennt sie den mutmaßlichen Mörder ihrer Schwester auf der anderen Straßenseite und sorgt dafür, dass die Ermittlungen zum Mordfall neu aufgenommen werden. Kommissar Theo Krumme und seine Kollegin Patrizia Reichel nehmen sich des Falls an und finden schon bald den Verdächtigen im nahegelegenen Husum, der sich in der nächsten Zeit diversen Verhören und einem DNA-Test stellen muss. Nach einem Tatortbesuch in Hamburg, dem Ergebnis des DNA-Tests, und Ermittlungen von Krumme und Reichel lichtet sich nach und nach das Mysterium um den Mordfall Nelly Maurer.

Autor Hendrik Berg erzählt die Hauptgeschichte rund um das Verbrechen an Nelly Maurer und die nach all den Jahren wiedererweckte, panische Verzweiflung ihrer Schwester Ina absolut schlüssig. Nicht nur die Story der beiden Schwestern, auch die Hintergründe der Tat werden greifbar — besonders durch die geschickt eingesetzten Rückblicke. Diese wirken zunächst konfus, lichten sich aber nach und nach deutlich: Die Konstante, das kleine Mädchen im Leinenkleid mit den langen schwarzen Haaren, und ihre eigene Geschichte bringt die Handlung von Schwarzes Watt zu einem perfekten Abschluss. Sprachlich orientiert sich Berg am Handlungsort Nordsee: Die Charaktere unterhalten sich im norddeutschen Dialekt, Schietbüddel, Flens und das typische Moin sorgen für die richtige Authentizität. Auch die Beschreibungen der Natur gelingen Autor Hendrik Berg so anschaulich, dass die Leser in den Norden mit seinen Deichen, dem Marschland und der Küste eintauchen können. Trotzdem ist der facettenreiche Krimi Schwarzes Watt auch für Nicht-Nordlichter ein Lesevergnügen, der Dialekt tut der Handlung keinen Abbruch. Berg schafft es, seine durchdachte Geschichte mit authentischen Charakteren, Orten und Handlungen zu spicken.

So ist die zwischenzeitlich entstehende Liebe zwischen Ermittler Krumme und seiner Mitbewohnerin Marianne eine abwechslungsreiche Komponente, die ohne das Abdriften in eine schnulzige Lovestory auskommt und durch Reife überzeugt: Der Leser verfolgt im Laufe der Geschichte, wie Theo Krumme Marianne langsam näher kommt. Als Marianne den Ermittler dann auch noch bei seinen Ermittlungen beiseite steht, wagen beide einen Schritt in eine gemeinsame Zukunft.

Einzig fragwürdig bleibt der lange geplante Hamburg-Kurztrip von Ermittler Krumme und Marianne. Der Urlaub findet zufällig am selben Wochenende statt, an dem die Hauptermittlungen im Mordfall aufgenommen werden, sodass der Ermittler sich den ehemaligen Tatort noch einmal persönlich anschauen und mit den damaligen Kommissaren sprechen kann. Diese Szene wirkt, im Vergleich zum restlichen Buch, wenig überzeugend. Sobald die Leser jedoch die geballte Gefühlswelt von Schwester Ina voller Wut, Hoffnung und Verzweiflung durchleben, sind diese kleinen Schwächen des Buches vergessen.

Das Buch gehört zu einer bisher vierteiligen Reihe. So schrieb Berg bereits in Deichmörder, Lügengrab und Küstenfluch von verschiedenen Mordfällen, denen sich Theo Krumme in Nordfriesland annahm und erfolgreich aufklärte. Doch auch ohne diese Fälle von Theo Krumme gelesen zu haben, ist es leicht, den Ermittler kennenzulernen und die Geschichte zu verstehen, da alle vorherigen Bände in sich abgeschlossen sind.

Fazit: 1 von 5 Sternen 2 von 5 Sternen 3 von 5 Sternen 4 von 5 Sternen 1

Für Krimifans und Nordseebegeisterte ist Schwarzes Watt eine absolute Kaufempfehlung. Viel Spannung und Emotionen im Wechsel mit einer toll beschriebenen Nordseeumgebung und überzeugenden Charakterzeichnungen sorgen für wahres Lesevergnügen.